Gesicherte Zukunft

von Fachmagazin Wirtschaftsflash
coffee world report

Gesicherte Zukunft

Die Produktion läuft auch in Zeiten von Corona

Auch die weltweit führende Herstellerin von vollautomatischen, professionellen Kaffeemaschinen leidet in diesen Wochen. «Die Auftragslage verändert sich stetig, Aufträge müssen anders terminiert oder verschoben werden», sagt CEO Dr. Jörg Schwartze in einem spannenden Gespräch mit Frau Simone Leitner vom Wirtschafsflash, dem Magazin der Solothurner Wirtschaft.

Jörg Schwartze, die Schaerer AG mit Sitz in Zuchwil liefert Kaffeemaschinen, die in bedeutenden Hotels, Cafés, Restaurants und Kantinen für Kaffeegenuss sorgen. Können Sie nach wie vor, trotz der ausserordentlichen Lage, produzieren?.

Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir über eine breite internationale Basis von Einzel- bis hin zu Grosskunden in Europa, den USA und Asien verfügen. Für die Schaerer AG ist jeder Kunde wichtig und es liegt uns am Herzen, dass wir ihnen immer die für sie passende individuelle Lösung anbieten können. Dies hat uns in den letzten drei Jahren mehr als eine Verdoppelung unseres Geschäfts ermöglicht. Die aktuelle Lage wirkt sich selbstverständlich auch auf unsere Kunden aus, aber eben nicht zeitgleich, im gleichen Umfang und überall gleicher massen schwer. Die Auftragslage verändert sich stetig, Aufträge müssen anders terminiert oder verschoben werden wir priorisieren immer wieder neu, auch im Hinblick auf Personalkapazitäten und die Teileversorgung. Die Auftragslage ist nach wie vor gut, so dass wir weiter produzieren können.

Wie sieht es mit dem Export vom Hauptsitz in Zuchwil aus? Können Sie Ihre Kunden weiter beliefern?

Das Geschäft in der Schweiz leidet derzeit besonders unter den Folgen der Einschränkungen im öffentlichen Leben, so dass wir für Vertrieb und Service Schweiz Kurzarbeit angemeldet haben. Der weitaus grössere Teil unseres Geschäfts liegt jedoch im Export in die USA, nach Europa und Asien. Hier haben wir weiterhin eine solide Auftragslage. Bezüglich des logistischen Warenexports merken wir, dass die entsprechenden Dienstleister teils Schwierigkeiten haben, die Frachten termingerecht zu realisieren. Hier reagieren wir schnell und können die Auslieferungen an unsere Kunden sicherstellen.

Ihre Tochtergesellschaften in den USA, in Deutschland und Belgien sowie andere internationale Partner bieten die gesamten Schaerer Dienstleistungen wie Verkauf, Marketing und technischen Support an. Was kann aktuell noch umgesetzt werden?

Unsere Tochtergesellschaften sind reine Vertriebsgesellschaften, die unterschiedliche Dienstleistungen und Services anbieten. Das gleiche gilt für unsere internationalen Partner. Leider gibt es aufgrund der aktuellen Situation Einschnitte in den Bereichen Vertrieb, Marketing und technischem Support. Diese sind von Land zu Land recht unterschiedlich und hängen im Wesentlichen vom Ausmass der im jeweiligen Land umgesetzten Einschränkungen des öffentlichen Lebens ab. Während Vertrieb und Service unmittelbar vom rückläufigen Geschäft betroffen sind, ist dies bei unterstützenden Funktionen, wie zum Beispiel Marketing nicht grundsätzlich der Fall. Dennoch prüfen wir kontinuierlich unsere Auftrags- und Ertragslage und reagieren agil auf die sich stetig ändernde Situation in den entsprechenden Ländern.

Wie handhaben Sie derzeit den Verkauf Ihrer Produkte? Sind Video-Konferenzen eine gangbare Alternative bei B2B-Geschäftsbeziehungen?

In der Schaerer AG arbeiten wir bereits langjährig über mehrere Länder erfolgreich zusammen und leben Homeoffice-Modelle in vielen Bereichen der Firma. Zudem haben wir in der ersten Jahreshälfte 2018 stark in unsere IT-Infrastruktur investiert, in ein neues WLAN nach Konzernstandard sowie in den Netzwerkausbau. Unsere Mitarbeitenden sind vertraut mit Skype-Konferenzen und der Arbeit mit ähnlichen Tools, ebenso sind sie an das Arbeiten von zu Hause aus gewöhnt. Dies gilt auch für die Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern. Da wir mit sehr vielen schon lange und sehr eng zusammenarbeiten, schränkt der aktuell fehlende direkte Kontakt die Geschäftsbeziehungen nicht wesentlich ein.

Der chinesische Coffee-Shop-Betreiber Luckin Coffee setzt auf die Schaerer AG. Was bedeutet die Corona-Pandemie für die junge Partnerschaft?

Wir sind nach wie vor in guter Diskussion mit Luckin Coffee und derzeit läuft unser Geschäft normal weiter. Von weiterführenden Aussagen über die Auswirkungen auf unsere Kunden und deren Geschäft nehmen wir grundsätzlich Abstand. Beeindruckt hat uns jedoch das Engagement von Luckin Coffee in China. Das Unternehmen hat sich etwas Besonderes einfallen lassen, um die Spitalmitarbeitenden während der Corona- Pandemie zu unterstützen. Die Kaffeemaschinen «Luckin Coffee Express», in denen die Schaerer Premium Coffee Engine verbaut ist, wurden auf Initiative Luckins hin in verschiedene Spitäler in Wuhan geliefert, um dort kostenlose Kaffeegetränke für das medizinische Personal anzubieten. Am 18. Februar 2020 wurde die erste «Luckin Coffee Express» im Wuhan Jinyintan Hospital erfolgreich in Gebrauch genommen. Neben Spitälern kam die Hilfe auch anderen Institutionen wie Feuerwehr-Stationen zugute. Der Kaffee aus den «Luckin Coffee Express» ist dabei nicht nur kostenlos, sondern auch sicher da die Maschine unbemannt und kontaktlos funktioniert.

Sie haben umfangreich in eine zukunftsfähige IT-Infrastruktur investiert, Produktionsflächen signifikant erweitert und alle Montagearbeitsplätze erneuert. Haben Sie Zukunftsängste?

Das Interesse unserer Kunden und unser sehr gutes Wachstum im Jahr 2019 zeigen uns, dass wir ein Marktbedürfnis erfüllen. Glücklicherweise verursachen die bisher getätigten Investitionen keine hohen zusätzlichen Fixkosten, da wir uns als Montagebetrieb in einer nicht besonders investitionsintensiven Branche bewegen. Wir sind uns dennoch bewusst, dass die aktuelle Situation Auswirkungen haben wird, auch auf die Schaerer AG. Unabhängig davon werden wir unseren Weg fortsetzen. Wir sind mit unseren Schwestermarken WMF in Deutschland und Curtis in den USA klarer Marktführer im Bereich der professionellen Kaffeemaschinen, haben ein sehr gesundes Geschäft und sind sehr gut aufgestellt. Insofern bin ich überzeugt davon, dass wir diese Krise überwinden und eher gestärkt daraus hervorgehen werden. Die Begeisterung unserer Kunden, über die wir uns sehr freuen, spornt uns immer wieder dazu an denn wir fühlen uns unseren Kunden verpflichtet.

Welche Einbussen müssen Sie bis jetzt, Stand Mitte April, verbuchen?

Da wir Teil eines börsennotierten Unternehmens sind, bitten wir um Verständnis dafür, dass wir hierzu keine Aussagen treffen möchten.

Wie sehen Sie die Prognosen für Ihr Unternehmen, für die Wirtschaft weltweit?

Die Folgen der Corona-Pandemie sind weltweit sicher erheblich, im Moment jedoch in vollem Umfang schwer vorhersehbar. Für die Schaerer AG gehen wir von einer gesicherten wirtschaftlichen Zukunft aus. Wir glauben an unser Geschäftsmodell. Das Kaffee-Geschäft ist und bleibt ein starker Wachstumsmarkt. Mit unserer Innovation im Bereich von Verkaufsautomaten mit höchster Getränkequalität bedienen wir zudem ein Marktsegment, in dem das Interesse in Zeiten geschlossener Cafés und Restaurants eher noch grösser wird. Wir sind daher zuversichtlich, nach der Krise wie- der an unser erfolgreiches Geschäft anknüpfen zu können.

Zur Person – Jörg Schwartze

Am 1. Mai 2017 übernahm Jörg Peter Schwartze die Position des CEO der Schaerer AG und berichtet direkt an Johan Van Riet, President Global Professional Coffee Machines der WMF Group. Jörg Schwartze wechselte vom Sitz der WMF Group in Geislingen nach Zuchwil. Dort hatte er seit 2015 die Position des Vice President Production Consumer, Operations Strategy and Projects WMF Group inne. Vor seinem Eintritt in die WMF Group leitete Schwartze als General Manager die Beiersdorf Manufacturing Hamburg GmbH, mit über 650 Beschäftigten der weltweit grösste Produktionsstandort von Beiersdorf. Als Schweizer Traditionsunternehmen steht die Schaerer AG für Kaffeekompetenz und Ingenieursexpertise und ist damit eine wichtige Marke im B2B-Segment des französischen Weltkonzerns Groupe SEB, zu dem Schaerer als Teil der WMF Group seit Ende 2016 gehört.

Quellen

Bilder: Schaerer Archiv