Schaerer ProCare

von Schaerer Marketing Team
coffee competence

Revolutioniert die Systemreinigung

Schaerer ProCare

Mit dem Reinigungssystem Schaerer ProCare denkt Schaerer das bislang bekannte Systemreinigungs-Prinzip für professionelle Kaffeemaschinen komplett neu: Das Beistellmodul Schaerer ProCare stellt saures und alkalisches Reinigungsmittel für einhundert vollautomatische Reinigungen des Kaffee- und Milchsystem zur Verfügung. Diese Systemreinigung kann entsprechend bis zu drei Monate lang ohne Zutun des Personals durchgeführt werden. Der gewünschte Zeitpunkt ist dabei vom Betreiber individuell programmierbar. Schaerer ProCare sorgt so für ein Höchstmass an Hygiene, hat positive Effekte auf die Lebensdauer der Kaffeemaschinen und reduziert aufgrund optimierter Reinigungsmittelzufuhr und weniger Serviceaufwand die Betriebskosten. Im Frühjahr 2023 kam Schaerer ProCare auf den Markt. Laurent Häfliger, Project & Life Cycle Manager bei Schaerer und Felipe Quintans, Product Manager, sind Teil des 15-köpfigen Entwicklungsteams. Wir haben mit ihnen über die Hintergründe der Entwicklung und die Besonderheiten der innovativen Lösung gesprochen.

Wann seid ihr mit der Entwicklung von Schaerer ProCare gestartet und mit welcher Vision?

Laurent Häfliger: Die Entwicklung von Schaerer ProCare wurde 2019 im Rahmen eines Innovationsprojekts gestartet. Im Mittelpunkt stand der Gedanke, den Reinigungsprozess grundlegend zu verändern, indem wir ihn so weit automatisieren, dass die Systemreinigung für unsere Kunden im Prinzip kein Thema mehr ist. Hygiene, Serviceaufwand, Handhabung, Transport – all dies sollte durch die neue Lösung verbessert werden. Dafür hatten wir verschiedene Ideen, darunter beispielsweise eine, die ähnlich funktionieren sollte wie unser Entkalkungskartusche Uptime. Hier wird das Entkalkungspulver in einer Kartusche bevorratet, die direkt in die Maschine geschraubt wird. Das neue System sollte das Reinigungsmittel der Maschine ebenfalls automatisch zuführen und dieses zudem über einen längeren Zeitraum bereitstellen.

Was macht das neue Reinigungssystem Schaerer ProCare so besonders?

Laurent Häfliger: Auf dem Markt gibt es bereits automatische Systeme, die Reinigungsmittel für einen bestimmten Zeitraum bevorraten. Das einzigartige an Schaerer ProCare ist, dass wir auf Reinigungsmittel in Pulverform setzen, das in Beutel abgefüllt ist. Im Schaerer ProCare-Modul füllen sie sich mit Wasser, um die zwei für den Reinigungsprozess notwendigen Lösungen bereitzustellen: Alkalisches für das Kaffee- sowie alkalisches und saures für das Milchsystem. Für das Funktionsprinzip ist dabei die chemische Gesetzmässigkeit von übersättigten Lösungen ausschlaggebend: Ein Lösungsmittel – in diesem Fall Wasser – kann nur so viel Pulver auflösen, bis es maximal gesättigt ist. Für Schaerer ProCare bedeutet das: Am Boden des Beutels verbleibt so lange Pulver, bis es sich komplett in Wasser lösen konnte. Dies ist nach einhundert Reinigungen der Fall. Die darüber entstandene hochkonzentrierte Lösung wird abgesaugt, mit Wasser verdünnt und der Maschine zugeführt. Damit bis zum Schluss die optimale Konzentration erreicht wird, wird diese kontinuierlich von einem Sensor überprüft und die Zugabe von Wasser gesteuert. Erst wenn das Pulver ganz verbraucht ist, muss ein neuer Beutel eingesetzt werden. Dieses einzigartige Funktionsprinzip haben wir jetzt zum Patent angemeldet.

Schaerer ist bekannt dafür, Kunden- und Marktanforderungen in seine Produktentwicklung einfliessen zu lassen. War das auch bei Schaerer ProCare der Fall?

Felipe Quintans: Eine zuverlässige Reinigung, die einerseits höchste Prozesssicherheit und Hygiene gewährleistet und andererseits das Personal entlastet, ist seit jeher gefragt. Die in Schaerer Kaffeemaschinen verbauten Reinigungssysteme arbeiten hier bereits sehr zuverlässig. Trotzdem kommt es in der Praxis zu Fehlbedienungen: Beispielsweise wird vergessen, Reinigungsmittel einzugeben oder es wird nach dem Motto „viel hilft viel“ überdosiert. Im schlimmsten Fall werden Reinigungen aus Zeitmangel auch manchmal leider bis zur maximal möglichen Dauer ausgesetzt – was nicht nur für die Hygiene bedenklich ist, sondern auch die Lebensdauer der Maschine verkürzt. Von diesen Herausforderungen haben uns Kunden berichtet und uns darin bestätigt, die Entwicklung von Schaerer ProCare voranzutreiben. Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass die Branche zunehmend mit Personalmangel oder starker Personalfluktuation konfrontiert wird. Sicherzustellen, dass neues Personal ausreichend geschult ist oder wenige Mitarbeitende alle Arbeitsschritte unter Zeitnot sorgfältig durchführen, wird also immer schwieriger. Mit Schaerer ProCare haben unsere Kunden eine Sorge weniger, da der Reinigungsprozess den Mitarbeitenden komplett abgenommen wird. Zudem kann der Zeitpunkt individuell programmiert werden und die komplette Systemreinigung benötigt etwa 15 Minuten.

Eine weitere Anforderung, die ebenfalls aus dem Markt kam, betrifft Geschäftsmodelle die Kaffee in Selbstbedienung anbieten – zum Beispiel im Office oder in öffentlichen Bereichen wie Flughäfen. Hier geht es darum, die Serviceeinsätze des Personals an den Maschinen zu minimieren und dadurch Personalaufwand aber auch Fahrtkosten zu reduzieren. Hier profitieren die Betreiber ebenfalls von Schaerer ProCare, da das Personal sich bis zu einhundert Tage lang nicht um die Systemreinigung kümmern muss. Der Servicebedarf ist also deutlich geringer.

Was waren die grössten Herausforderungen bei der Entwicklung?

Laurent Häfliger: Für unseren Ansatz brauchten wir einen Reiniger, der sich langsam in Wasser löst – im Gegensatz zu den bekannten Reinigungstabs. Das war eine der großen Herausforderungen. Deshalb holten wir unseren bestehenden Partner ins Boot, der die Reinigungstabs für die Schaerer Kaffeemaschinen herstellt. Gemeinsam mit den Profis gelang es, eine Zusammensetzung zu entwickeln, die unsere Anforderungen erfüllt. Im nächsten Schritt mussten wir einen Partner für die Produktion des Beutels finden. Hier überzeugte uns die Wipf AG, einer der führenden Verpackungshersteller Europas. Sie präsentierten uns einen Beutel, mit dem wir unsere Vision von Schaerer ProCare umsetzen konnten. Die in sich geschlossene Einheit aus Beutel und Lanze punktet nicht nur mit einfacher Handhabung. Da alles aus der gleichen Kunststoffart gefertigt ist, lässt sich der leere Beutel sehr gut recyclen. Herausfordernd waren aber auch die extremen Bedingungen, unter denen das Modul zuverlässig arbeiten muss. Hohe Temperaturen und die Reinigungslösungen machten den Komponenten, darunter beispielsweise den Ventilen, zu schaffen. Wir haben sehr viel Zeit investiert, um am Ende einen stabilen Prozess zu erhalten und eine lange Lebensdauer des Moduls sicherzustellen.

Wäre es nicht einfacher gewesen wie andere Hersteller auf Tabs zu setzen, die in einem Magazin bevorratet und automatisch dosiert werden?

Laurent Häfliger: Wir haben uns aus zwei Gründen dagegen entschieden: Tabs müssen regelmässig nachgefüllt werden – entweder über den kompletten Tausch des leeren durch ein volles Magazin. Dies führt aber zu mehr Abfall, da das leere Kunststoff-Magazin weggeworfen wird. Alternativ füllt das Personal das Magazin mit neuen Tabs auf. Das funktioniert dann ähnlich wie bei diesen PEZ-Bonbonspendern für Kinder. Aber jeder, der das schon gemacht hat weiß, wie umständlich das sein kann. Ein weiterer Punkt ist aber, dass wir durch die hochkonzentrierte Pulvermischung im Beutel mit relativ wenig Gewicht eine grosse Menge Reinigungsmittel herstellen. Am Ende der 100 Reinigungen ist aus 600 g Pulver und etwa sechs Litern Wasser eine optimale Reinigungslösung geworden. Wollten wir die gleiche Menge fertig bevorraten, müsste neben der Maschine ein 6-Liter-Kanister stehen. Und weil wir bei Schaerer ProCare zwei Beutel haben, sogar zwei. Das Beutelprinzip benötigt also viel weniger Platz. Darüber hinaus ist es sicherer und platzsparender zu transportieren, was sich auch auf die Logistikkosten und die Ökobilanz positiv auswirkt. Übrigens: Mittelfristig ist geplant, Schaerer ProCare für die Maschinenentkalkung zu erweitern. Die Basis für diese Weiterentwicklung haben wir bereits durch die Bevorratung der sauren Reinigungslösung geschaffen – denn Säure löst alle mineralischen Ablagerungen, also neben Milchstein oder Magnesium auch Kalk.

Warum braucht es zwei verschiedene Reiniger und muss das Personal dann überhaupt noch etwas machen?

Felipe Quintans: Wir wollten eine ganzheitliche Lösung, die das Personal maximal entlastet. Deshalb nimmt das Schaerer ProCare-Modul einen Beutel mit alkalischem und einen mit saurem Reinigungsmittel auf. Für das Kaffeesystem wird die alkalische Lösung verwendet, für das Milchsystem beides, da dies die effizienteste Weise ist, milchführende Teile sauber zu bekommen. Käsereien oder andere milchverarbeitende Betriebe setzen seit Jahrhunderten darauf. Lediglich die sogenannte letzte Meile – also der Verbindungsschlauch zwischen der Maschine und dem Milchbehälter – muss noch manuell mit Schaerer ProCare verbunden werden. Aber auch das ist denkbar einfach und kann zum Beispiel beim Auffüllen der Milch gemacht werden. Einfach das Ende aus dem Milchbehälter aus- und in das Schaerer ProCare-Modul einstecken. Die Spülung des Schlauches erfolgt dann automatisch. Ein schöner Nebeneffekt: Beim Befüllen oder Reinigen des Milchbehälters ist das Schlauchende aufgeräumt, statt nach unten zu hängen.

Wenn ihr an die letzten zwei Jahre zurückdenkt, was waren eure Highlights bei der Entwicklung von Schaerer ProCare?

Felipe Quintans: An der Internorga 2022 in Hamburg konnten wir Schaerer ProCare als „Showcase“ erstmals der Öffentlichkeit zeigen und natürlich auch Feedback aus dem Markt dazu einsammeln. Ein weiterer Meilenstein war, als wir das System bei uns im Haus an die Kaffeemaschinen angeschlossen haben. Es hat uns sehr gefreut, dass die Rückmeldungen des Hausdienstes, der sich um die Maschinen kümmert, durchweg positiv ausgefallen sind.

Laurent Häfliger: Besonders war auch unser Pre-Host-Event im Herbst 2022, zu dem wir Partner und Kunden aus der ganzen Welt nach Zuchwil eingeladen hatten. Wir haben das Funktionsprinzip von Schaerer ProCare hier auf eine sehr kreative Art veranschaulicht. Als mich ein Teamkollege fragte, ob ich Tonic Water zu Hause hätte, wusste ich erst nicht, worauf er hinauswollte. Die Aufklärung: Das in Tonic enthaltene Chinin leuchtet im UV-Licht. Die Idee für eine Präsentation im „Disco-Mode“ war geboren. Ich besorgte also in der Apotheke Chinin, wir lösten es in Wasser auf und es passierte: erst mal nichts! Dann fanden wir heraus, dass es nur mit sauren Flüssigkeiten funktioniert – und als wir unsere saure Reinigungslösung damit anreicherten war der Wow-Effekt da. Auf dem Event haben wir das den Partner und Kunden dann in einem abgedunkelten Raum präsentiert und sie in Staunen versetzt.