Kafirahmdeckeli

von Schaerer Marketing Team
creative coffee world

Kafirahmdeckeli

Was Sie immer schon über die wohl aussergewöhnlichste schweizerische Sammelleidenschaft wissen wollten!

Denn bei den Kafirahmdeckeli handelt es sich wirklich um eine sehr, sehr schweizerische Sammelleidenschaft.

Zu jedem Kaffee gehört ein Kaffeerahm. Zumindest fühlt sich das in der Schweiz so an. Und zu jedem Kaffeerahm gehört auch ein Kaffeerahmdeckel. Diese haben einen Durchmesser von knapp 4 Zentimeter und sind 0,03 bis 0,04 Millimeter dick. Sie haben eine Lasche, mit der der Deckel abgezogen werden kann, und werden mit vielen Motivserien bedruckt. Und ja, sie werden gesammelt. Kafirahmdeckeli sind in schweizerischen Sammelkreisen und Tauschbörsen bei einer tendenziell älteren Klientel sehr beliebt. Dieser Sammelleidenschaft möchten wir auf den Grund gehen.

Die Ursprünge

Die Sammelleidenschaft für Kafirahmdeckeli entstand in den 1960er Jahren. Grundlage dafür ist der in kleinen Bechern portionierte Kaffeerahm mit verschweissten Deckeln aus Alu- oder Verbundfolie, der sich während dieser Zeit in Gastrobetrieben und Privathaushalten durchsetzte. Die zum Verschluss dieser Becher verwendeten Deckeli bieten eine augenfällige und wirksame Dekorations- und Werbefläche. Portionierter Kaffeerahm wird überall auf der Welt produziert und konsumiert. Und weltweit werden die Deckel mit Motiven oder mit Werbebildern bzw. Markenaufdrucken des jeweiligen Herstellers verziert. In der Schweiz jedoch entstanden und entstehen jährlich Hunderte von Serien und Einzelmotiven, mit Blumen, Tieren, Autos, Landschaften, Sehenswürdigkeiten, Flugzeugen, Sportlern etc. Und in der Schweiz befindet sich auch das Zentrum des Kaffeerahmdeckelsammelns («Dechele»).

Die Hersteller merkten früh, dass sie mit neuen Motiven und Editionen ihre Umsätze steigern konnten, denn Schweizer Kaffeetrinker waren bereit, um alle Deckeli einer Edition zu besitzen, weit mehr Kaffeerahm als notwendig, zu kaufen. Um die Deckeli beim Abnehmen nicht zu beschädigen, entwickelten die Sammler ganz eigene Techniken, um den Kaffeerahm zu entnehmen, den Deckel vom Plastikbecher zu trennen und für die Sammlung aufzubereiten. Ein Beitrag aus dem SRF Sonntagsmagazin vom 1. Dezember 1991 gibt interessante Einblicke in die Sammelleidenschaft.

Monika Oeggerli, Trainerin des Coffee Competence Centre bei Schaerer, kennt sich auch mit Kaffeerahm sehr gut aus: «Viele unserer Kunden verwenden bei den Kaffeedegustationen mit unseren geschulten Kaffeespezialisten in Vertrieb und Service Kaffeerahm. Nur so, sagen sie, können sie die Ausschankqualität ihres Kaffees prüfen und vergleichen. Wahrscheinlich sind sie es sich gewohnt und wir gehen natürlich auf die Wünsche unserer Kunden ein – We love it your way! Deshalb haben wir immer ausreichend Kaffeerahm mit vielen verschieden bedruckten Kafirahmdeckeli im Haus».

Kuriositäten

In den 1960er Jahren gab es zunächst vereinzelte Sammler der Deckeli. Doch bereits in den 1970er Jahren wurden Vereine und Tauschplattformen ins Leben gerufen. In den späten siebziger Jahren erschienen erste Serien mit 30 Motiven.

Einige wichtige Daten und Ereignisse in der Geschichte der Kafirahmdeckeli:

  • 1979 erscheint die wohl berühmteste Serie: die Burra-Werbeserie „Blick“, welche wegen damals verbotener, sogenannter „artfremder Werbung“ aus dem Verkehr gezogen wurde. Diese Ausgabe erreichte unter Sammlern fünfstellige Franken Beträge.
  • 1986 wird der Verein Club Kaffee-Doppelcrème in Zürich gegründet.
  • 1998 flog ein Fälscherring auf und im Jahr 2000 tauchten erneut Fälschungen als „rare Serien“ auf.

Heute wird diese Sammelleidenschaft belächelt und ins Lächerliche gezogen. Dieses Urteil soll jeder für sich fällen. Wir finden, dass erlaubt sein sollte, was Freude macht und niemandem schadet. Zudem sind wir beeindruckt mit viel wie Liebe zum Detail, Disziplin, Geduld und Leidenschaft die Sammler und Sammlerinnen von Kafirahmdeckeli ihrem Hobby nachgehen.

Sie haben eine Sammlung und wissen nicht, was Sie damit tun sollen?

Der Club Kaffee-Doppelcrème gibt hier einige sehr hilfreiche Tipps:

Es ist schwer, heutzutage Kaffeerahmdeckeli zu verkaufen. Aber wenn Sie diese Tipps befolgen, haben Sie die Möglichkeit, für eine Sammlung ein paar Franken zu erhalten, statt dafür noch Entsorgungsgebühren zahlen zu müssen.

Gesucht sind Deckeli und Serien, die nur selten gelaufen sind, Fehldrucke, Serien, die nur regional gelaufen sind, oder Varianten, die nur kurz erhältlich waren. Davon sind nicht viele zu finden. Aber in fast jeder Sammlung findet man einen ganz kleinen Teil, ein paar Deckeli, die gesucht sind. Nennen wir diese paar Stück «die Kostbarkeiten». Genau dieser Teil einer Sammlung ist schwer zu finden und macht somit den Wert (Preis) einer ganzen Sammlung aus.

So verkaufen Sie Ihre Sammlung am erfolgreichsten: Fahren Sie mit dem gesamten Material zu einem Tauschtreffen und versuchen Sie dort, die Sammlung mehreren Interessenten anzubieten. Verlangen Sie beim Tauschtreffen den/die Organisator/in. Er/sie wird Ihnen helfen, die Sammlung interessierten Sammlern zu zeigen. An Tauschtreffen, die an Samstagen oder Sonntagen durchgeführt werden, sind gewöhnlich mehr Sammler anwesend, die Chancen auf Erfolg entsprechend höher.

Es gibt aber noch viele schweizerische Sammelleidenschaften

Die Schweiz kann in gewisser Hinsicht als das gelobte Land der Sammler gelten. Die Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte widmet diesem Phänomen eine Ausgabe der Zeitschrift k+a Kunst + Architektur in der Schweiz, denn das Sammeln als bürgerliches Phänomen lässt sich in der Schweiz wie kaum in einem anderen Land Europas verfolgen. Hier finden Sie diese Ausgabe.

Aus manchen leidenschaftlichen Sammlern sind weltbekannte Museen entstanden, die Fondation Beyeler in Riehen ist wohl das bekannteste Beispiel dafür. Andere, weniger bekannte Sammler sind durchaus erwähnenswert: die Sammlung von Peter & Elisabeth Bossard, die vor einigen Jahren im Kunstzeughaus Zug zu sehen war, oder die Sammlung von Le Corbusier (Meeresschnecken, Keramik aus dem Balkon, Strandgut und Industrieglas), die im Museum für Gestaltung in Zürich zu sehen ist.

Die Vielfalt der Sammelobjekte ist gross: Bücher, alte Autos, leere oder noch ungeöffnete Flaschen, Münzen, Briefmarken, Bierdeckel, Puppen und Salzstreuer sind nur einige Beispiele unter vielen. Bruno S. Frey erwähnt in seinem in der NZZ erschienenen Kommentar, dass Sammeln eine unbestreitbare Freude bereitet, die Bereitschaft mehr soziale Kontakte zu knüpfen erhöht und subjektiv die Lebenszufriedenheit steigert. Und seien wir ganz ehrlich jeder von uns hat schon mal etwas gesammelt, denn Sammeln basiert auf einem menschlichen Urinstinkt.

«Schon die ersten Menschen sammelten und tauschten Ware gegen Essen, um so ihr Überleben zu sichern», sagt Entwicklungspsychologe Moritz Daum vom psychologischen Institut der Universität Zürich. «Es ist also durchaus vorstellbar, dass zwischen Evolutionstheorie und Entwicklungspsychologie ein Zusammenhang besteht.» Mehr zu diesem spannenden Thema.